Interview mit einem MS-Patienten

Das Original - Der HQ-Vaporizer

Interview mit einem MS-Patienten

Aus „Cannabis Kultur“ 2003

Dieses Interview wurde im Zusammenhang mit dem Freispruch von Michael F. vor dem Amtsgericht Mannheim geführt. Michael wurde vom Amtsrichter bestätigt, dass sein Grundrecht auf eine angemessene Medikation (mit Marijuana) höher zu bewerten sei als die Verbote des BTMG (Betäubungsmittelgesetz). Michael hatte einige Cannabispflänzchen zum Eigenbedarf angebaut, um seine anders nicht zu behandelnden Symptome der Multiplen Sklerose (MS) zu lindern. Unterstützt wird Michael F. durch die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin ACM e.V.

Den Rechtsstaat kannst Du in der Pfeife rauchen…
Interview mit Michael F.

?: Draußen herrscht seit Wochen brütende Hitze, die allen zu schaffen macht und Mannheim gehört sowieso zu den heißesten Regionen Deutschlands Wie geht es Dir, Michael?

!: Wenn esso heiß ist, kann ich nur zuhause bleiben, weil sich dadurch meine Symptomatik verstärkt. Ich kann in der Hitze nicht mehr laufen.

?: Was dachtest Du als Du zum ersten Mal die Wirkung von Cannabis gespürt hast?

!: „Nie mehr ohne THC“. Die sehr positive Wirkung auf meine Restsymptomatik war, als wär´ mir ein neues Leben geschenkt worden

?: Wie sehr hat das Dein Leben verändert?

!: Ich schmeiße weniger Sachen um und falle weniger über die eigenen Füße, ich kann mich verständlich artikulieren. Das lässt sich schlecht anhand einzelner Symptome aufzählen. Mir ging’s zu Beginn meiner MS so schlecht – ich war halbseitig gelähmt, konnte nicht mehr reden und sehen – dass ich dachte, ich muss sterben. Cannabis lindert alle Symptome bei mir so sehr, dass es ohne nicht mehr vorstellbar ist.

?:Deine therapeutische Cannabis-Dosis liegt bei etwa drei Gramm am Tag. Was ist für Dich die beste Einnahmeform?

!: Eigentlich rauchen – so seltsam das klingt. Joints oder pur. Ich verwende jetzt aber einen AroMed Vaporizer, wegen der schädlichen Wirkung vom Rauchen.

?: Du hast den Antrag gestellt, dass die Krankenkasse die Kosten für das Medikament Dronabinol übernimmt. Hast Du damit Erfahrungen? Wenn ja: wirkt es wie das (weitaus billigere) Naturprodukt?

!: Ich habe einmal 20ml Dronabinol gekauft. Das ist ein sehr gutes Medikament und im Vergleich zur üblichen MS-Therapie mit Interferonen, die im Jahr 15.000 € kostet, sogar noch günstig. Die Wirkung auf Ataxie und einschließende Spasmen ist genauso gut wie durch Cannabis. Mir fehlte aber zum Beispiel die beruhigende Wirkung der Pflanze. Man merkt einfach, dass Stoffe fehlen, die in der ganzen Pflanze da sind.

?: Wie sieht ein typischer Tagesablauf von Dir aus?

!: Aufstehen, duschen, frühstücken, Musik machen.

?: Wie wäre es, wenn Du kein Cannabis mehr hättest?

!: Mein gesundheitlicher Zustand ohne Cannabis ist für mich nicht mehr aushaltbar.

?: Du wurdest am 15. Mai zwar freigesprochen, aber die Staatsanwaltschaft geht in die nächste Instanz. Außerdem laufen ja auch noch zwei andere Klagen. Wie sehr nimmt Dich der Kampf mit den Behörden in Anspruch?

!: Ich kann mich damit nicht beschäftigen: Ich hab mit mir und meiner MS genug zu tun.

?: Was hältst Du vom Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland?

!: Den kannst Du in der Pfeife rauchen, aber der törnt dann ab. Sie zelebrieren unterlassene Hilfeleistung im großen Stil.

?: Deine Botschaft an die LeserInnen von Cannabis Kultur?
!: Ich habe keine Botschaft. Ich will einfach nur meiner MS nicht hilflos ausgeliefert sein.

Wir danken Dir, Michael und wünschen Dir alles Gute!